Ein Leuchten von Jon Fosse
- Sara Malek
- 21. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Aug. 2024

Erster Gedanke: Puh, fertig.
Der Autor dieses Werks hat letztes Jahr den Nobelpreis für Literatur bekommen. Ein Leuchten ist ein sehr kurzweiliges, aber intensives Buch. So kann man es wohl sagen.
Die Printversion hat 80 Seiten, mein ebookreader hat sogar nur 59 angezeigt, in meiner gewohnten Schriftgröße.
59 Seiten für 19,99€, ned schlecht, dachte ich mir.
Aber nagut, wir wollen ja nicht über den Preis diskutieren, sondern über das Werk! Und das hat es in sich. Ob das jetzt positiv oder negativ gemeint ist, werden wir gemeinsam herausfinden. Hoffentlich ...
Der Schreibstil
Das ist es definitiv etwas, das den Text besonders macht! Ja, Jon Fosse schafft es, einen ganz gewöhnlichen Satz mit möglichst vielen Wortwiederholungen und Beistrichen ins Unendliche zu ziehen und man hat ständig das Gefühl, dennoch nicht vom Fleck zu kommen.
Keine Fragezeichen, keine Anführungsstriche und diese elendslangen, sich wiederholenden, wirren Sätze.
Immer wieder dachte ich mir, das ist irgendetwas zwischen Franz Kafka und Thomas Mann. Diese Absurdität mit dieser Satzlänge, aber doch wieder ganz anders.
Bevor ich das Buch gekauft habe, habe ich reingelesen und gerade das war es, das den Text für mich interessant gemacht hat!
Aber: Es wird anstrengend und am Ende war ich froh, dass die Geschichte zu Ende war.
Das Interessante daran
Wenn man einmal drinnen ist, liest es sich flüssig. Man bekommt das Gefühl, voll in der Gedankenwelt des Protagonisten zu sein. Es ist mysteriös und das hat vor allem am Anfang einen gewissen Reiz.
Aber wir warten vergeblich auf Aufklärung des Mysteriums. Denn dies bleibt bis zum Ende dem Leser überlassen.
Worum geht es?
Ein Mann fährt mit seinem Auto in den Wald. Wir erfahren kaum etwas von ihm, nicht einmal, ob es ein Mann ist?! Es ist witzig, weil der Klappentext ist das Einzige, was uns das Geschlecht des Protagonisten verrät. Oder habe ich etwas verpasst?
Er geht in den Wald und begegnet dort einem Leuchten.
"Ich konnte mich ja nicht abwenden von der leuchtenden Gestalt und weglaufen, in die dichteste Dunkelheit hinein. Wäre das möglich. Würde mir die Gestalt dann nicht hinterherkommen. Oder war ich jetzt etwas wie ein Teil von der leuchtenden Gestalt geworden."
Wir begleiten den Protagonisten bei seiner Suche nach dem Weg aus dem dunklen Wald, denn die Nacht ist hereingebrochen und es schneit. Dabei befinden wir uns tief in seiner Gedankenwelt.
"Aber warum denke ich so was, was ich jetzt denke, versteht sich ja absolut von selbst und ist nichts, was man zu denken braucht, es ist einfach so."
"Liebe, was meine ich jetzt mit so einem Wort, denn gibt es ein Wort, das nichts bedeutet, dann wohl dieses."
"Allerdings sind ja nicht alle bei Vernunft, ich selbst kann auch nicht der Vernünftigste sein, [...]"
Es herrscht definitiv eine düstere Stimmung, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. Und trotzdem gab es Stellen, die mich zum Schmunzeln brachten. So zum Beispiel mein Lieblingszitat:
"Das soll verstehen, wer will, [...]"
Denn das beschreibt genau mein Leseerlebnis!
Und ist das jetzt Kunst?
Ich weiß nicht, ob ich es verstanden habe. Ich weiß nicht, ob das jetzt hohe Kunst war und ich einfach nur zu sehr von niederer Geburt bin, um es zu verstehen. Vielleicht habe ich ja keine Ahnung davon, ...
Aber ich denke mir bei solchen Texten Folgendes:
Was wäre wohl passiert, wenn ich dieses Buch veröffentlicht hätte? Hätte ich den Nobelpreis für Literatur bekommen???
Wohl kaum. Wahrscheinlich ist eher, dass man mich entweder öffentlich ausgelacht hätte oder wenigstens hinter vorgehaltener Hand. So oder so hätte man gesagt, dass ich zu untalentiert wäre, um eine "ordentliche" Geschichte zu schreiben. Am besten sollte ich es gleich bleiben lassen.
Also was macht diesen Text zu Kunst? Ist es die Absicht des Autors? Ist es unser Wissen, dass er natürlich auch ganz anders schreiben kann, es aber aus irgendeinem Grund genau so schreiben wollte, wie er es getan hat? Um uns eine wichtige Botschaft zu überbringen, die wir anders nicht verstanden hätten? Oder ist es Kunst, weil es ganz einfach anders ist, als alles andere?
Egal, wie ich es drehe, ich verstehe es nicht.
Ich bin sehr gespannt auf eure Meinung!
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80 Seiten
ISBN: 978-3-498-00399-9
Erschienen am: 12.12.2023
Rowohlt Buchverlag
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