Kreativität versus Effizienz
- Sara Malek

- 11. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Die Ideen strömen nur so auf uns ein und die Finger fliegen wie von selbst über die Tastatur. Jeder Autor, jede Autorin liebt es, doch leider kommen solche Phasen der produktiven Kreativität viel zu selten vor. Häufiger sitzen wir vor der leeren Seite, vor dem Kapitelanfang oder am Ende eines Absatzes und starren auf den blinkenden Cursor.

Der Kreativität einen Stupser geben
Meist braucht es ein paar Sätze bevor man in den Flow kommt. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Worte nur so aus unseren Fingerspitzen fließen. Es bedeutet lediglich, dass wir die Fähigkeit erlangen, ohne große Pausen einen Satz an den anderen zu Reihen. Im Idealfall ergeben diese Sätze dann auch gemeinsam einen Sinn.
Aber wie ist das jetzt mit diesen ersten Sätzen? Denn diese müssen ja geschrieben werden, noch bevor wir den Schreibfluss erreicht haben. In einer Phase, in der die Zweifel am stärksten sind, in der wir starr sind vor Ehrfurcht vor dem geschrieben Wort. Vielleicht hilft allein das Wissen, dass es ganz vielen Schreibenden so geht. Jeder muss über diese erste Hürde. Und dabei geht es nicht einmal um den allerersten Satz des gesamten Manuskripts, sondern nur um einen beliebigen Satz, irgendwo.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es drei Sätze braucht, damit ich schreiben kann. Drei Sätze, die ich aus meinem Hirn und meine Finger zwingen muss, bevor sich das Bedürfnis zu schreiben überhaupt richtig entfalten kann.
Der Höhepunkt der Kreativität
Es braucht vielleicht ein wenig erzwungene Kreativität, um die natürliche Kreativität anzukurbeln. Das klingt paradox, aber vielen Menschen helfen Deadlines, Grenzen oder Ziele, die man sich steckt. Der Mensch ist ein bequemes Wesen, deshalb ich es nur allzu verständlich, dass sich der ganze Körper manchmal vor der Arbeit sträubt. Nicht immer macht der erste Satz Spaß. Das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir Spaß hatten, sobald wir das letzte Wort in einer Session geschrieben haben.
Effizienz bei der Arbeit als Autor
Ein wenig Druck hilft, doch zu viel davon kann den Tod für unsere Kreativität bedeuten. Wenn wir nur noch nach Perfektion streben und keine Fehler bei uns akzeptieren, werden wir nie etwas zustande bringen. Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass ein perfektes Werk unmöglich ist. Selbst versierte Autorinnen machen Fehler. Versuche es einfach so zu sehen: Ohne Fehler können wir nichts lernen!
Professionelle Autoren möchten aber nicht nur schreiben, weil es Spaß macht. Sie möchten damit ihr Geld verdienen. Das bedeutet, dass sie eine gewisse Anzahl von Produkten in einer gewissen Zeit liefern müssen. Sie müssen effizient arbeiten. Sie können sich nicht leisten, auf eine plötzliche Eingebung zu warten oder einfach nach Lust und Laune zu schreiben. Es muss geschrieben werden, weil der Lebensunterhalt verdient werden will.
Wie machen diese Autoren das mit der Kreativität? Viele Autorinnen haben Routinen entwickelt, mit deren Hilfe sie besser in den Schreibfluss kommen. Die Gewohnheit macht es aus. Ich denke, viele Aufgaben werden dann nicht mehr mit reiner Kreativität, sondern auch mit dem über die Jahre gewonnenen Wissen und handwerklichen Fähigkeiten erledigt.
Kreativität und Effizienz vereinen?
Es gilt die Mitte zu finden. Hobbyautorinnen können sich in diesem Punkt glücklich schätzen. Selbst ich merke, wie wenig Zeit zum eigentlichen Schreiben bleibt, jetzt da ich bald mein Debüt veröffentlichen werde. Sobald das eigene Werk veröffentlicht wird, kommt viel Sachlichkeit und nüchterne Betrachtung ins Spiel. Eine geliebte Geschichte wird zum Produkt, das verkauft werden soll. Vieles ändert sich auf dem Weg zur professionellen Autorin.
Bei der Ideenfindung, der Planung und im Ausformulieren der Rohfassung ist viel Kreativität gefragt. Dennoch sollte man sich nicht von irgendwelchen Zweifeln aufhalten lassen. Wenn man sich einen zeitlichen Rahmen schafft, in dem eine gewisse Aufgabe erfüllt werden soll, hilft es vielleicht, über Stolpersteine eben einfach darüberzustolpern. Vielleicht gibt es auch gar keine bessere Lösung. Manchmal muss man akzeptieren, dass ein paar Sätze Unsinn in der Rohfassung stehen. Um die kümmert man sich am besten bei den Überarbeitungsdurchgängen. Denn das Ziel ist nur, den Schreibfluss zu erreichen, in dem Kreativität und Effizienz sich vereinen können.
Wenn die Hürden zu groß scheinen, empfehle ich ein wenig Schreibdurchfall-Therapie. Zu diesem Thema gibt es einen eigenen Beitrag.
Kreativität im Zeitalter der Schnelllebigkeit
In Zeiten von Social Media muss alles immer schnell gehen. Alle zwei bis drei Monate eine Veröffentlichung. Hauptsache es kommt immer Neues, womit man seine Leser füttern kann. Die Angst, vergessen zu werden ist groß. Lässt man ein paar Tage nichts mehr von sich hören, ist man schon weg vom Fenster. Aber ist das wirklich so?
Ich glaube, das ist eine Illusion. Sicher kann man richtig erfolgreich werden, wenn man sich in Social Media voll reinkniet und genau das bietet, was die Menschen sehen wollen. Ist es das wert? Ich glaube nicht.
Was will ich erreichen? Will ich, den Menschen einfach nur geben, was sie wollen oder will ich mich ausdrücken und Menschen finden, die das wirklich anspricht? Das sind nämlich diejenigen, die wirklich bleiben werden. Die mich nicht vergessen werden, wenn ich mal krank bin und deshalb ein paar Tage nichts posten konnte.
Wahrer Erfolg braucht Geduld, auch in Zeiten von Social Media. Ich glaube nicht, dass es eine Abkürzung gibt. Zumindest für die meisten nicht.
Kreativität braucht manchmal Geduld.
Effizientes Arbeiten hat Grenzen.
Unser Körper hat Grenzen.
Wenn wir krank sind, sind wir krank.
Wenn wir keine Kraft haben, dann geht es nicht.
Kreativität braucht Gesundheit.
Effizienz ebenso.
Ich hoffe, ich bin nicht zu sehr ins Philosophieren abgedriftet und konnte ein paar Anstöße geben. Vielleicht findet der ein oder andere Trost in meinen Worten, wenn´s mal nicht weitergeht. Vielleicht konnte ich jemandem über ein paar Stolpersteine helfen. Das würde mich sehr freuen.
Lasst mir gern eure Erfahrungen in den Kommentaren.
Bis dahin, schreibt weiter.
Sara




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