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Kann man mit Büchern Sprachen lernen?

  • Autorenbild: Sara Malek
    Sara Malek
  • 16. Mai 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Die kurze Antwort lautet erstmal: Ja, klar.

Aber eigentlich müsste ich die Frage anders formulieren: Kann man eine Sprache - von der man kein Wort versteht, wohlgemerkt - lernen, indem man sich einfach ein Buch - einen Roman zum Beispiel - schnappt und "drauflos" liest?

Das ist ein Experiment, das ich mir nicht entgehen lassen wollte!


Zur richtigen Zeit am richtigen Ort


Zuerst muss das richtige Buch her, denn ich glaube nicht, dass dieses Experiment funktioniert, wenn man sich einfach irgendein Buch nimmt.

Vera F. Birkenbihl hat in einem ihrer Vorträge einmal gesagt, dass man alles lernen kann, egal wie alt man ist, wenn man die nötige Leidenschaft dafür aufbringen kann. Das ist es, was ich für den Versuch brauche.

Dass ich darüber gestoßen bin, war Zufall. Ich war sozusagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe die Gelegenheit einfach beim Schopf gepackt.


Jetzt oder nie!


Neue Ideen können uns immer über den Weg laufen. Auch dort, wo wir es nicht erwarten. Als ich "Der Tränenmacher" im Fernsehen gesehen habe und völlig gebannt war von dieser unmöglichen, seelenfressenden Liebe und dem unendlich leidenden Protagonisten, ist es passiert. Was für ein Glück, dass diese Geschichte auf einem Buch basiert. Und was für ein Glück, dass es dieses Buch noch nicht auf deutsch zu kaufen gibt!

Ich bezweifle, dass ich es auf deutsch gelesen hätte. Aber wäre es in meiner Muttersprache erhältlich gewesen, wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir die Orignialversion zu kaufen.


Die Leidenschaft als treibende Kraft


Natürlich muss ich mich für die Sprache interessieren, in der das Buch verfasst wurde, ansonsten würde das Ganze ja keinen Sinn machen. Da wäre die Leidenschaft ganz schnell futsch! Es hilft auch bestimmt, wenn man eine Sprache wählt, die eine gewisse Verwandtschaft zu anderen Sprachen hat, die man bereits kann.

In meinem Fall war diese Sprache italienisch.

Die Leidenschaft ist unsere Motivation beim Lernen. Jeder kennt das, wenn man vor einem Buch sitzt, aus dem man etwas lernen möchte und schon nach dem Aufschlagen fallen einem die Augen zu. Es ist fast wie eine Art Konditionierung, die uns beim Anblick der Seiten in Tiefschlaf versetzt. Das beste also für schlaflose Nächte! Aber wohl kaum, um eine neue Sprache zu lernen.

Ich musste mit der Lektüre beginnen, solange die Leidenschaft für die Geschichte frisch war. Also los geht´s!


Nur nicht zimperlich sein!


Es hat mich Überwindung gekostet, mit meinem Bleistift in das neue Buch zu kritzeln. Wörter einzukreisen, zu unterstreichen, etwas dazuzuschreiben. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dies jetzt ein Buch zum Lernen ist. Das heißt, wir müssen es auch als solches verwenden. Wir werden es viel häufiger in die Hand nehmen müssen, manche Seiten werden sich durchbiegen, vielleicht zerknittert, aber es wird sich lohnen - hoffentlich.

Aber wie komme ich jetzt überhaupt an meine Übersetzung? Sitze ich jetzt mit einem altmodischen Wörterbuch daneben und muss jedes Wort nachschlagen? Natürlich nicht! Das wäre ja der Horror!

Gott sei Dank gibt es heutzutage wunderbare, kostenlose Tools, die uns helfen. Ich verwende Google Übersetzer, denn der kann mir das Italienische sogar vorlesen.



Erst die Melodie, dann die Worte


Zuerst müssen wir uns eine Sprache anhören, wir müssen verstehen lernen, wie man die verschiedenen Laute ausspricht. Buchstabenkombinationen, die eigene Laute bilden und spezielle Kombinationen, die man auf eine bestimmte Art ausspricht.

Ich tippe den Text, so helfe ich meinem Hirn, sich Worte zu merken. Dann höre ich die Worte, die mir der Übersetzer vorliest und lese, was sie bedeuten.

Wichtig: Einzelne Worte übersetzen lassen, vor allem zu Beginn. Später Kombinationen und ganze Sätze. Und immer wieder vorlesen lassen.

Die Lautsprache lernt man so nach ein bis zwei Seiten.


Sei nicht streng mit dir!


Natürlich merkt sich niemand gleich alle Wörter. Ich führe absichtlich kein Vokabelheft. Ab und zu schreibe ich mir Wörter, die häufig vorkommen und die ich mir merken möchte an den Rand, direkt neben den Text. Wir müssen alle Sinne aktivieren, wenn wir effektiv lernen wollen. Text tippen, Text schreiben, Wörter und Sätze anhören und das immer und immer wieder. Die Wiederholung macht es aus!

Immer wieder Wörter zu übergehen oder Sätze, die schwer sind nur zu übersetzen und sich dann zu denken "Hä?" ist völlig okay und muss meiner Meinung nach auch so sein. Ansonsten riskiert man, dass das Experiment scheitert. Denn ...


Das wichtigste ist der Spaß


Das aller, allerwichtigste. Die Neugierde muss erhalten bleiben. Wenn ein Satz keinen Spaß macht, bitte den nächsten. Wenn ich mir schon wieder das eine Wort nicht gemerkt habe, egal! Immerhin will ich ja nur die Geschichte lesen, oder?

Wir müssen uns manchmal ein wenig austricksen, um am Ball zu bleiben. Und das ist sehr wichtig, wenn wir nicht wollen, dass die Flamme der Leidenschaft erlischt. Deshalb so oft wie möglich in das Buch reinlesen.

Am Anfang ist es hart, immerhin versteht man ja nichts. Aber wenn sich die ersten Erfolge einstellen, halten diese kleinen Fortschritte die Motivation aufrecht. Und das ist das wichtigste!


Und? Funktioniert´s?


Das wird sich zeigen. Ich kann von mir behaupten, dass ich das erste Kapitel geschafft habe und das macht mich stolz. Außerdem bin ich wirklich erstaunt, wie viel man durch reines Lesen lernen kann!

Nach wenigen Seiten erkennt man schon wiederkehrende kurze Worte. Nach einem Kapitel kann ich schon langsam Muster erkennen, wie Sätze aufgebaut sind. Ich erkenne, wo das Verb ist, die Adjektive und es gibt einzelne Sätze, die ich auf Anhieb übersetzen kann.

Ich weiß nicht, ob man auf diese Weise das Sprechen lernen kann, denn das ist nochmal ein ganz anderes Thema. Aber mein Ziel war es, in einer fremden Sprache lesen zu können und das ohne stupides Vokabel und Grammatik lernen - igitt!


Wie geht´s jetzt weiter?


Das Experiment ist für mich noch nicht beendet, das steht fest. Ich denke, wenn ich dran bleibe, kann ich am Ende des Buchs flüssig lesen und muss nur mehr einzelne Wörter übersetzen lassen (es ist ein ziemlich dickes Buch ... da hab ich mir was vorgenommen ...).

Mein absolutes Traumziel wäre, wenn ich durch das Buch flüssiges Lesen lerne und danach eventuell Videos oder Filme auf italienisch ansehen kann. Die Italiener sprechen sehr schnell, das heißt ich bin wirklich gespannt, ob ich dieses Ziel erreichen kann.


Aber: Mir ist klar, dass ich mit einem einzigen Buch nicht alles lernen kann. Autorinnen haben unterschiedliche Vokabulare, an denen sie sich bedienen. Die Zielgruppe für das Buch ist jung, wahrscheinlich kommt mir die Einfachheit der Sprache beim Lernen zugute, aber um eine Sprache wirklich zu lernen gehört natürlich viel mehr dazu!


Trotz der Einschränkungen, bis jetzt empfinde ich das Experiment als tolle Möglichkeit für mich, meinen Traum zu erfüllen und italienisch zu lernen, zumindest ein bisschen.


Was denkt ihr?


Denkt ihr, dass mich die Motivation letztendlich verlassen wird? Immerhin dauert es eine ganze Weile, um eine einzige Seite zu lesen!

Ich freue mich auf eure Meinung dazu in den Kommentaren, bis bald

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